Wenn es ein großes Paradoxon in der Schweiz gibt, dann ist es der Handel mit Rohstoffen. In der Tat ist die Schweiz ein kleines Land, das sehr arm an Rohstoffen ist. Die Schweiz verfügt nicht einmal über einen Seeweg, der es ihr erlauben würde, am internationalen Seehandel teilzunehmen. Dennoch ist die Schweiz einer der wichtigsten Rohstoffhandelsplätze der Welt. Es ist eine wirtschaftliche Tatsache, dass wachstumsstarke Länder oft auch die rohstoffärmsten sind, aber es ist eine andere, im Rohstoffhandel an die Spitze der Weltrangliste zu gelangen. In der Genferseeregion und im Tessin ist es jedoch zahlreichen KMU gelungen, sich einen soliden Ruf zu erarbeiten und Spitzen-Know-how in den für den Handel unabdingbaren Transaktionen zu entwickeln. Wie ist das aber möglich, ohne die nötigen Ressourcen und direkten Meerzugang? Kritiker werden ins Feld führen, dass es am aggressiven Steuersystem der Schweiz liegt, oder dass die Finanzierung durch die Großbanken den Aufbau eines dynamischen Handelsplatzes ermöglicht hat.
Die Realität ist simpler. Die Wirtschaftspolitik der Schweiz zeichnet sich im Vergleich zu anderen Ländern durch relativ geringe Regulierungskosten aus, dies gilt insbesondere für den Rohstoffhandel. Tatsächlich führt jede Regulierung zu Mehrkosten für KMU. Generell gilt: Je mehr Regulierungen es in Anzahl und Detailtiefe gibt, desto weniger Möglichkeiten haben Unternehmen, ihr Potenzial zu entfalten. Natürlich sind Vorschriften notwendig, wie zum Beispiel für den Straßenverkehr. Es ist daher wichtig, zwischen notwendigen und unternehmerisch hemmenden Vorschriften zu unterscheiden. Die Grundregel ist, ein objektives Kosten-Nutzen-Verhältnis zu schaffen.
Letztlich schwächen unnötige Regulierungskosten die Wettbewerbsfähigkeit von KMU am Markt. Wo steht jedoch die Schweiz in Bezug auf diese Regulierungskosten? Laut einer 2019 veröffentlichten Studie der USAM betrugen die Regulierungskosten mehr als 60 Mrd. CHF oder rund 10% des Schweizer BIP. Die Studie schätzte diese Kosten auf Basis von 4.000 Gesetzestexten aus allen Regulierungsbereichen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene. Länder, die mit der Schweiz vergleichbar sind, haben oft höhere Regulierungskosten, und zwar zwischen 10 und 15 % des BIP. Die Schweiz steht also erst einmal gut da.
Die USAM stellt jedoch fest, dass seit ihrer ersten gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft KPMG erstellten Studie aus dem Jahr 2010, die Regulierungskosten in nur 9 Jahren um mehr als 10 Milliarden CHF gestiegen sind. Allerdings gilt zu konstatieren, dass die Situation im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (noch) nicht zu unseren Ungunsten ausfällt. Damit dies auch so bleibt, kämpft die USAM für die Einführung einer verfassungsrechtlichen Regulierungsbremse, ähnlich der bekannten Schuldenbremse im Rahmen der Fiskalpolitik. Mit diesem Instrument müsste jedes Mal eine Abstimmung im Parlament stattfinden, wenn eine neue Regelung eingeführt werden soll. Nur so können die Kosten der Regulierung tief gehalten und die Wettbewerbsfähigkeit für den Erfolg der KMU in der Schweiz aufrechterhalten werden.
Die USAM vertritt und verteidigt die Interessen von mehr als 500'000 KMU in unserem Land. Mitglieder der USAM sind die kantonalen Gewerbeverbände, die schweizerischen Berufs- und Branchenverbände sowie weitere Organisationen und Institutionen zur Förderung der KMU, zu denen 230 Verbände gehören.