Von Marcelo Martins, Managing Director Regions and Grains & Oilseeds Trading, COFCO International.
Die meisten Konsumgüter werden auf dem Seeweg transportiert, als Rohprodukt (Weizen) oder als Fertigprodukt (Nudeln). Der Seeverkehr ist die effizienteste Art des Warentransports und ist für 2,5% der weltweiten Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. Die Schifffahrt verursacht am wenigsten CO2-Emissionen pro Tonne beförderter Güter und Kilometer, doch sind weitere Reduktionsanstrengungen nötig. Der Schiffsantrieb hat sich im Laufe der Geschichte vom Rudern über das Segeln bis hin zu Dampf- und Dieselmotoren entwickelt. Heute setzt die Schifffahrt auf Schweröle, da diese preiswert und leicht erhältlich sind. Diese durch sauberere Energiequellen zu ersetzen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren, ist leichter gesagt als getan.
Eine Vielzahl von Energien
Die Zukunft besteht aus einem Energiemix: Öl und Biokraftstoffe, natürliche und „grüne“ Gase, erneuerbare Energien und Elektrizität. Wir sprechen von "braunen", "grauen", "blauen" und "grünen" Brennstoffen oder Energien, je nach Produktionsprozess. "Braune" Brennstoffe sind fossile Energieträger und verursachen bei der Herstellung, der Verteilung und der Nutzung hohe Emissionen. Sie sind weit verfügbar und werden weltweit produziert und vertrieben. „Graue“ Brennstoffe, wie LNG, LPG, Methanol, Ammoniak und Wasserstoff, sind auch fossile Energieträger, verursachen aber 20-30% weniger Emissionen. Sie haben das Potenzial, durch F&E in den verschiedenen Lebenszyklusphasen weniger Emissionen zu verursachen. Sie sind weit verfügbar und befriedigen die aktuelle Nachfrage, es braucht aber Zeit, um Verteilungseinrichtungen für eine breite Anwendung aufzubauen. „Blaue“ Kraftstoffe wie Bio-LNG werden vorwiegend aus Abfällen, Agrarrückständen und Abwässern aus der Viehzucht hergestellt. Dabei entstehen keine Emissionen, sofern Kohlenstoffabscheidungssysteme verwendet werden. Bei der Nutzung entstehen Emissionen (biogene, im Falle von Bioabfällen), und die Verfügbarkeit ist noch begrenzt. "Grüne" Kraftstoffe werden aus erneuerbaren Quellen hergestellt und verursachen bei ihrer Herstellung und Nutzung keine Kohlenstoffemissionen. Sie sind noch nicht verfügbar, und es ist unklar, wann sie in ausreichendem Umfang für die Schifffahrt zur Verfügung stehen werden.
Forschung und Entwicklung
Verfügbare alternative Kraftstoffe, die die THG-Emissionen heute reduzieren könnten, sind LNG, LPG, Methanol, Ammoniak und Wasserstoff. Sie werden aus „grauem“ Brennstoff erzeugt, haben aber das Potenzial, in Zukunft aus "blauen" Quellen wie Bio-Ammoniak oder "grünen" Quellen wie E-Ammoniak hergestellt zu werden. Energie aus Windturbinen reicht nicht aus, um den Bedarf eines Schiffes zu 100% zu decken, dennoch gibt es Projekte und Systeme, die diese Energie als Unterstützungstechnologie nutzen, wie z.B. weiche, starre oder Rotorsegel und ein Zugdrachen. Ein Schiff, das zu 100% mit Windenergie betrieben wird, ist unrealistisch, da insbesondere bei schlechtem Wetter leistungsfähigere Energiequellen nötig sind. Andere Lösungen sind in Sicht, bedürfen aber noch weiterer Forschung, Zeit und Ressourcen. Eine Lösung wird je nach Einsatzgebiet, Grösse und Nutzung des Schiffes verschiedene Energiequellen umfassen. Die Branche hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) muss nachziehen.
