In Bewegung, aber nicht schnell genug - so lautet der Titel der Umfrage zu Geschlechtervielfalt und Gleichstellung in der Schweizer Rohstoff- und Handelsindustrie, die von der Women's International Shipping and Trading Association (WISTA) Schweiz und PwC Schweiz im Jahr 2022 durchgeführt wurde. WISTA Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, die Gleichstellung zu fördern und Frauen in ihren beruflichen Laufbahnen zu unterstützen. Es ist die erste von WISTA Schweiz initiierte Studie, die sich speziell auf die Schweizer Rohstoffhandelsbranche konzentriert.
Die Umfrage zeigte auf, dass der Frauenanteil in der Schweizer Rohstoffhandelsbranche durchschnittlich 33% beträgt, wobei nur 24% der Führungspositionen von Frauen besetzt sind. Dies steht im Einklang mit den Schweizer Richtlinien zur Geschlechterquote, die von börsenkotierten Schweizer Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 30% im Verwaltungsrat und 20% in der Geschäftsleitung verlangen. Diese Umfragewerte dürften allerdings zu optimistisch sein, da wahrscheinlich ein hoher Anteil der antwortenden Unternehmen der Diversität Priorität einräumt. Viele Schweizer Unternehmen haben in diesem Bereich noch Handlungsbedarf. Zudem weist die Rohstoffhandelsbranche in der Schweiz eher Büroarbeitsplätze auf, wo der Anteil an weiblichen Arbeitskräften traditionell höher ist. Vor diesem Hintergrund ist ein Frauenanteil von 33% verbesserungswürdig – zu viele Talente und Chancen gehen noch verloren.
Es gibt in der Schweiz noch viel zu tun
Die zweite Erkenntnis der Umfrage betraf die relativ niedrige Sensibilität der Branche für die Themen Diversität und Inklusivität (D&I). Die meisten an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen sind an Diversity-Themen wohl überdurchschnittlich interessiert, doch verfügen sie noch immer über keine offizielle D&I-Richtlinie und haben keine Zielindikatoren, an denen sie ihre Fortschritte in diesen Bereichen messen können.
Wir haben eine erhebliche Wahrnehmungslücke zwischen den Antworten von Männern und Frauen aller Hierarchiestufen auf Fragen zu Beförderung und beruflicher Weiterentwicklung festgestellt. Männer beurteilen die Fortschritte bei der Gleichstellung tendenziell positiver als Frauen.
Obwohl in den letzten zehn Jahren Fortschritte erzielt wurden, gibt es in der Schweiz noch viel zu tun. Es muss sichergestellt werden, dass die D&I-Politik und die Initiativen zur Gleichstellung der Geschlechter konkrete Auswirkungen haben.
Eine der Schlussfolgerungen aus der Umfrage war, dass die Unternehmen ihre D&I-Programme besser kommunizieren und umsetzen müssen. Ein weiterer Ansatz, der bei WISTA Schweiz verschiedentlich diskutiert wurde, ist die Notwendigkeit eines ausgewogenen Elternurlaubs für beide Elternteile. Damit würde die sogenannte Mutterschaftsstrafe beseitigt, welche die Karrieren vieler Frauen heute noch erschwert.
Fortschritte wurden zwar erzielt, aber laut dem Global Gender Gap Report 2022 des Weltwirtschaftsforums wird es noch 132 Jahre dauern, bis die Kluft zwischen den Geschlechtern wirklich geschlossen ist. Wir bewegen uns, aber nicht schnell genug.