Mit einem Jahr Verspätung aufgrund der Pandemie verfolgte die Welt die COP26-Verhandlungen mit hohen Erwartungen. 6 Jahre nach dem Pariser Abkommen sind die globalen Klimaziele noch immer nicht ambitiös genug, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Am letzten Tag der hitzigen Diskussionen, die darauf abzielten, die verbleibenden Stolpersteine zu überwinden, wurde u.a. der Glasgower Klimapakt vereinbart. Aber wird es ausreichen, um die Kluft zu verringern und den Worten Taten folgen zu lassen?
Der Energiesektor ist für ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, und Kohle ist die grösste Einzelquelle für CO2-Emissionen. Dennoch erreichte 2021 der Anteil der Kohle am weltweiten Strommix mit ca. 36% einen historischen Höchststand. Während frühere COP-Abkommen Kohle ausgeklammert haben, sieht der Klimapakt von Glasgow erstmals ausdrücklich den Ausstieg aus der ungebremsten Kohleverstromung und die Beendigung der Subventionen für fossile Brennstoffe vor. Leider ist es immer noch ein Mythos zu glauben, dass erneuerbare Energien den gesamten derzeitigen weltweiten Energiebedarf decken können. Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass die Europäische Kommission trotz Kritik vorschlägt, einige gasbezogene und nukleare Aktivitäten als grün zu kennzeichnen. Die Befürworter dieses Vorschlags argumentieren, dass dieses „Label“ es einigen Ländern, die noch immer stark auf Kohle angewiesen sind, ermöglichen würde, als Zwischenlösung auf eine relativ saubere Versorgung umzusteigen. Die „schwer abbaubaren“ Sektoren wie Schwerlastverkehr, Stahl, Zement, Schifffahrt und Luftfahrt machen weitere 47% der energiebedingten CO2-Emissionen aus.
Wälder sind für den Übergang von entscheidender Bedeutung, da sie wie eine grosse natürliche Kohlenstoffsenke wirken, die das Klima stabilisiert.
Lisa Weihser, Leiterin der Abteilung für rechtliche Angelegenheiten und Regulierungen, STSA.
Ausserdem, war im Netto-Null-Wettlauf Klarheit über die Kohlenstoffmärkte dringend erforderlich. Auf den Kohlenstoffmärkten werden Emissionsreduzierungen in handelbare Vermögenswerte (Gutschriften) umgewandelt. Ziel ist es, Anreize für die Verringerung der Kohlenstoffemissionen zu schaffen, indem die Kosten für Emissionsgutschriften für die Verursacher erhöht werden, so dass Investitionen in die Emissionssenkung wirtschaftlich rentabler werden. Dies wird in Zukunft hoffentlich die Einbeziehung der Schifffahrt ermöglichen. Auch Wälder sind für den Übergang von entscheidender Bedeutung, da sie wie eine grosse natürliche Kohlenstoffsenke wirken, die das Klima stabilisiert, Ökosysteme reguliert und dazu beiträgt, die für die Ernährung einer für 2050 erwarteten Bevölkerung von 9,8 Milliarden Menschen erforderliche Nahrungsmittelproduktion nachhaltig zu steigern. Während CO2 Hunderte bis Tausende von Jahren in der Atmosphäre verbleibt, baut sich Methan innerhalb von nur zehn Jahren ab. Daher ist die globale Methanverpflichtung eine weitere wichtige Errungenschaft, die zu einem schnellen Erfolg führen und Hunderttausende von vorzeitigen Todesfällen und Millionen von Tonnen an Ernteverlusten verhindern könnte.
Übergänge geschehen jedoch nicht über Nacht. Vielmehr erfordern sie einen jahrzehntelangen Prozess und einen Multi-Stakeholder-Ansatz, um einen Mix aus praktischen Lösungen zu entwickeln. Manche sagen COP26 sei gescheitert, aber es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass „Perfekt nicht der Feind des Guten sein sollte“ und dass jeder Schritt nach vorn als Fortschritt anerkannt werden sollte.
